Das legendäre Ocean Race, startete am 21.05.2023 von Newport, Rhode Island aus in die fünfte Etappe (Leg 5). Wir planten unsere sechswöchige Nordamerikareise in die USA und nach Kanada so, dass wir dieses Ereignis miterleben durften. Mehr dazu unter womo-abenteuer.de

Kurz zur Regatta selbst, die Ocean Race ist eine internationale Mannschaftsregatta um die Welt, die ein halbes Jahr dauert und 2022/23 zum 14. Mal stattfindet, siehe Yacht.de . Seit 1973 wird sie nunmehr vier- bzw. seit 2006 dreijährlich unter verschiedenen Namen durchgeführt, zunächst startete sie als The Whitbread Round the World Race, dann hieß sie Volvo Ocean Race. Nach dem Rückzug von Volvo 2017/18 gibt es sie für zwei Bootsklassen, die 60-Fuss IMOCA-Yachten und die VO65-Yachten. Letztere segeln in drei Etappen den sogenannten Sprint Cup. 

Plakat der Ocean Race Tour 2023

Die diesjährige IMOCA Ocean Race führt die teilnehmenden fünf Segelteams, bei denen nach dem Regelwerk immer eine Frau mitsegeln muss, in sieben Etappen um die Welt. Der Start war am 8. Januar 2023 von Alicante, Spanien nach Kap Verde, von dort nach Kapstadt, Südafrika, dann über Hongkong, Auckland und um Kap Hoorn nach Itaja, Brasilien weiter nach Newport, USA zurück über den Atlantik nach Aarhus, Dänemark weiter nach Den Haag, Niederlande, um schließlich nach insgesamt rund 32 000 Seemeilen in Genua, Italien den Sieger zu feiern. Dies ist das Team mit den meisten Punkten. Für jeden Etappensieg erhält der Sieger fünf Punkte, der Zweitplatzierte vier Punkte etc. Die Etappe von Kapstadt nach Itaja wird bei 146° E geteilt, dementsprechend werden zweimal Punkte vergeben. Für die Atlantiküberquerung von Newport nach Aarhus werden die Punkte verdoppelt. Die Hafenrennen zählen nur bei Punktegleichstand, in der eigentlichen Bewertung spielen sie keine Rolle.

Als wir am Freitag, 19.05.2023, in Newport eintreffen, waren die IMOCA Yachten bereits am Steg. Nachdem wir auf dem Newport RV Campground in Portsmouth für die nächsten Tage einen Patz buchten, machen wir uns sofort auf den Weg zum Fort Adams, dem Hafen, in dem das In-Port-Race sowie der Restart stattfindet. Mit unserem Wohnmobil wurden uns ohne Mehrkosten zwei Parkplätze angeboten, was nach den Erfahrungen auf unserer Reise durchaus nicht alltäglich ist. Insgesamt ist die Stimmung super, die Amerikaner freundlich und zuvorkommend wie wir sie kennen und schätzen. Nach den Security Check sehen wir als erstes auch gleich das Malizia-Zelt. Neugierig gehen wir darauf zu und kommen sehr schnell mit einem der Teammitglieder ins Gespräch. Wir dürfen uns auch den Container mit der Ausrüstung und den Ersatzteilen anschauen. Für uns ist das alles sehr spannend. Ich bin besonders von der „Kombüse“ fasziniert, die aus einer Vorrichtung zum Erhitzen von Wasser besteht. Eine Gourmetreise ist dieser Törn bestimmt nicht. 

Das amerikanische Team 11th Hour Racing, punktgleich mit Malizia, aber dank der Hafenrennen auf dem zweiten Platz, hat das größte und am prominentesten aufgestellte Zelt, in dem auch Fotos mit Teammitgliedern gemacht werden dürfen. Als absolute Malizia-Fans verzichten wir aber darauf und gehen weiter. Schade, mit Malizia gibt es keine Selfies. 

Die Yachten liegen vor uns. Malizia zwischen 11th Hour Racing und Biotherm, auch das erstplatzierte Schweizer Team Holcim ist mit repariertem Mast da, wenngleich auf der gegenüberliegenden Seite. Die fünfte Yacht des GUYOT environment Teams Europe konnte aufgrund der Probleme ihres Bootes nicht in Newport dabei sein und wird erst in Aarhus wieder zum Rennen stoßen. An allen Schiffen wird noch eifrig und augenscheinlich hochprofessionell gearbeitet, offensichtlich wissen die verschiedenen Teammitglieder ganz genau, was sie noch zu erledigen haben und wo sie gebraucht werden. 

Das gesamte Gelände ist auf Feiern mit der ganzen Familie ausgerichtet. Für Kinder gibt es besondere Angebote. Das Thema Klima- bzw. Meeresschutz steht im Vordergrund. Auch einige Schulklassen gehen durch die Zelte mit den Klimathemen. Malizia hat das ja mit seinem Motto A Race we must win – Climate Action Now in hohem Maße verdeutlicht.

Begeistert beobachten wir das Treiben am Steg und freuen uns schon darauf, wenn es am Samstag mit dem In-Port-Race losgeht und dann am Sonntag der Start erfolgt. Wir haben uns für Sonntag und den stolzen Preis von insgesamt 309 US$ zwei Plätze auf dem Spectator Boot gesichert. Am Freitagabend erleben wir dann die große Enttäuschung. Unser Spectator Boot der Rhode Island Fast Ferry sagt ab, Probleme mit der Maschine. Das In-Port-Race wird wegen schlechtem Wetter, Starkregen und Gewitterböen auf Sonntag verschoben und in den Start integriert. Damit verbringen wir den verregneten und sehr windigen Samstag im Museum. Allerdings ist die Fahrt über Newport Bridge schon eine Herausforderung. Es ist sehr böig und wir erleben, dass auch ein Wohnmobil eine Abdrift haben kann. Da hilft nur eines, runter mit der Geschwindigkeit. 

Der Sonntag ist wieder sonnig, allerdings mit wenig Wind. Bereits um 10:00 Uhr sind wir im wunderschönen Fort Adams. Das war auch gut so, denn es ist schon einiges los. Der Parkplatz wird voller und voller. Die Menschen strömen zu diesem Ereignis. Was machen die Segler selbst wenige Stunden vor der Atlantiküberquerung? Auf den Yachten herrscht ein Kommen und Gehen, es sieht nach Verabschieden aus. Kurz nach 12:00 Uhr finden die angekündigten Veranstaltungen statt. Es beginnt auf der Haupttribüne mit der Vorstellung der Teams. Es folgt die Parade. Es starten Fahnenträger mit den Flaggen der Staaten der teilnehmenden Seglerinnen und Seglern, gefolgt von den typischen lebensgroßen Maskottchen, die schon während der gesamten Tage nicht nur die Kinder entzückten. Nach der Jazzband, die uns sehr gut gefällt, folgen die Hauptpersonen, die Segler selbst. Diese gehen an Bord.. Verschiedene Organisationen, darunter die Narragansett, wünschen eine gute Überfahrt. Die Moderation ist sensationell gut. Die Skipper werden interviewt, die Namen der Crewmitglieder verlesen und dann ist es soweit, nacheinander legen die Yachten ab, in der Reihenfolge, in der sie mittlerweile am Steg liegen:

  1. Team Holcim mit Skipper Kevin Escoffier, Schweiz
  2. Biotherm mit Skipper Paul Meilhart, Frankreich
  3. Team Malizia mit UNSEREM Skipper Boris Herrmann, Deutschland
  4. 11th Hour Racing Team mit Skipper Charlie Enright, USA

    Die Yachten sind nun auf See und wir verholen uns auf die Seite der Newport Bridge, um das, wie gesagt, wegen des Wetters verschobene und in den Transatlantikstart integrierte In-Port-Race mitzuerleben. Die Ergebnisse der In-Port-Races entscheiden ja schließlich bei Punktgleichstand über die Platzierung. Wir haben dafür unsere Kamera mit einem Zoom bis 300 mm Brennweite dabei. Unzählige kleinere und größere Motorboote und Segelyachten begleiteten die vier Racer. Wir ja nun leider nicht. Sie werden von Motorbooten mit Schildern nach hinten verwiesen, Polizeiboote unterstützen dabei. Damit behalten wir unsere gute Sicht. Vier Hubschrauber kreisen am Himmel und übertragen wohl das Event. Wir können die Geschehnisse ausgezeichnet von unserem Standort aus verfolgen, insbesondere da eine Riesenleinwand mit Lautsprechern die Geschehnisse live darstellen. Das Wetter ist für dieses Event topp und mit dem heftigen Regen am Vortag nicht zu vergleichen, stattdessen Sonne, Wind 2-3 Bft aus NW. Einzig unter der Brücke gibt es immer eine extra Portion Wind.

    Die Startlinie ist direkt vor uns und der Start erfolgt pünktlich um 14.15 Uhr. Wir sind zunächst enttäuscht, dass nicht Malizia als erste durch die Startlinie ging, sondern der Konkurrent 11th Hour Racing. Boris Herrmann quert sie erst 20 lange Sekunden später. Die beiden anderen liegen noch weiter zurück. Nach der Rundung der ersten Leetonne können wir sowohl auf der Leinwand, aber noch besser live im Objektiv verfolgen, dass Malizia immer weiter an 11th Hour Racing heranrückt, kurz vor der Ziellinie des In-Port-Race die Führung übernimmt und diesen wichtigen Punkt für sich gewinnt. Die Yacht beschreibt diese Situation mit dem Titel: „11th Hour Racing gewinnt den Start, aber Team Malizia macht das Rennen“.

    Mit dem Zieldurchgang erfolgt wie gesagt auch gleichzeitig der Restart der Ocean Race, die fünfte Etappe beginnt. Es geht zuerst nochmals Richtung Norden unter der Newport Bridge durch. An der Reihenfolge der Yachten änderte sich nichts mehr. Sie kommen dann noch ein letztes Mal an einer Wendetonne direkt vor den Zuschauerrängen – also uns – vorbei und verschwinden dann in den Weiten des Atlantiks, zunächst Richtung Süden, dann immer nach Nordost zu dem 3.500 Meilen entfernten Aarhus, Dänemark. Der Wind ist leider so schwach, dass sich die Yachten nicht auf die Foils erheben, damit gleichzeitig so gering, dass sie langsam genug sind, um sie eingehend bestaunen zu können.

    Gegen 16.00 Uhr verlassen auch wir das Fort Adams und machten uns auf zum Newport Oyster & Chowder Festival, ein gelungener Abschluss dieses super Events.

    Restart der fünften Etappe des Ocean Race – Wir waren dabei

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