Eigentlich ein interessanter Titel. Es handelt sich dabei natürlich um die Segelyacht Stuttgart, eine Bavaria 33 Cruiser des Stuttgarter Segelclubs. Regina und ich haben in drei Wochen knapp 400 Seemeilen zurückgelegt. Wir können die Reise nach Zielen zweiteilen, nach dem Wetter dreiteilen. Die Übernahme der Yacht erfolgt am 31.08.2024 in Großenbrode. Im Yachthafen des YCG, dem Yacht Club Großenbrode, hat die STUTTGART ihren Heimathafen.

Die Route

Vom Ausgangshafen geht es nach Norden. Unser Ziel ist Kopenhagen. Wir wollen einige Tage dort verbringen, das Wetter wird sich jedoch nach der ersten Woche am Montag ändern. Somit planen wie nur wenige, dafür aber große Strecken dorthin. Danach soll es ganz in den Süden gehen, nach Wismar.

Routenplan, zunächst gehe es nach Norden. Anschließend nach Süden.

Das Wetter

Die erste Woche ist traumhaft, Wind, Temperaturen und Sonne sind bestens vorhanden. Der Wetterumschwung kommt dann tatsächlich in der zweiten Woche und bringt uns viele Wolken, Regen und teilweise auch mehr als Starkwind. Im letzten Teil unserer Reise haben wir für diese Jahreszeit ein typisches Wetter: Rückseitenwetter, heiter bis wolkig, meist ordentlichen Wind und Temperaturen bis max. 18 Grad.

Reise von Großenbrode nach Kopenhagen

Nach der technischen und administrativen Übernahme der Yacht stauen wir unser Gepäck, besorgen unsere Einkäufe und stauen auch diese. Anschließend erfolgt eine kurze, intensive und der Crew angemessene und bekannte Sicherheitseinweisung.

Wir sind positiv überrascht über den Zustand der Steganlagen unseres Gastvereins, dem YCG, Yacht Club Großenbrode. Wurde ihm doch durch das Ostseesturmhochwasser im Oktober 2023 sehr übel mitgespielt. Der Hafen wir komplett verwüstet, die Stege weggerissen und einige Yachten gesunken. Davon ist nichts mehr zu sehen. Im Gegenteil, der Hafen steht modern und professionell da! Wir sind begeistert. Dennoch wollen wir ablegen.


Da wir zunächst nach Osten segeln wollen, daher aber der Wind weht, entscheiden wir uns für eine kurze Strecke, nach Burgtiefe auf Fehmarn. An den folgendenden Tagen geht es weiter nach Gedser, Klintholm und Køge. Die Distanzen liegen zwischen 32 und 42 Seemeilen.


Am Donnerstag brechen wir bereits um 07:00 Uhr auf, um die letze Etappe nach København Kastrup zu segeln. Wunderbares Segelwetter, Ostwind mit 3-5 Bft. Kurz vor 14:00 Uhr erreichen wir unsere Destination. Im Hafen stehen 18 bis 20 Knoten von Osten. Beim Anlegen verkraftet der steuerbordseitige Dalben den Druck von Yacht und Wind nicht mehr und bricht. Sehr ärgerlich. Der Hafenmeister kennt wohl diese Situation und weist uns umgehend einen anderen Liegeplatz zu, auch ist er sehr entgegenkommend bei der Berechnung der Hafengebühren. Für die nächsten drei Tage wird dieser Ort unser Basecamp sein!

Kopenhagen

Der Hafen Kastrup liegt ca. sechs Kilometer nördlich der Altstadt. Wir entscheiden uns für die Nutzung des ÖPNV und besorgen uns Mehrtagesfahrkarten. Noch am Nachmittag geht es für uns erstmals nach Kopenhagen. Wir nutzen die Metro und steigen in der Station Christianshavn aus. Auch hier Begeisterung. Der Kanal, die Frelsers Kirke, die Inderhavnsbroen, der Boens Gadekøkken und der Nyhavn. Und das bei 24 Grad, blue sky und Sonne. Eine wunderbare Stimmung.

Am nächsten Tag, es ist Freitag geht es mit der M2 nach Kongens Mytorv, dann weiter nach Østerbro, zu Fuß zum Heckankerhafen und noch einige Meter weiter zur Den Lille Havfrue (kleine Meerjungfrau). Wir besuchen den Gefionspringandet (größter Brunnen Kobenhavn), die Sankt Albans Kirke, beobachten den Wachwechsel um 12.00 in Amalienborg. Sehenswert ist auch die Frederiks Kirke, die dem Petersdom nachempfunden ist. Unterwegs gönnen wir uns Cappuccino und Croissant in der Bäckerei Atelier September. Gleich danach geht es durch den königlichen Garten zur Rosenborg Slot; dieses Schloss haben wir ausführlich besichtigt. Mit einem erfrischendes Bier und Nüssen am Kiosk auf dem Kongens Mytorv beenden wir unsere heutige Sightseeingtour.


Unser dritter Tag in Kopenhagen beginnt beim Christianhavn. Die erste Station ist der Turm der Vor Frelsers Kirke. Es geht bis auf 2/3 Höhe innen hoch, danach auf einer Außen-Wendeltreppe, die zur Spitze hin immer schmalere Stufen hat, bis man nicht mehr höher kommt. Ich stand dann auch ganz oben! Anschließend schlendern wir durch das Christiania Viertel, in dem die Kopenhagener Aussteiger alternativ und unabhängig leben (wollen). Wir nehmen die Metro Linie 3 zum Kongens Mytorv. Durch verschiedene Fußgängerzonen kommen wir zum Rundetaarn, den wir dann aber doch nicht besuchen, weil uns die Schlange und damit die Wartezeit zu lang ist. Man geht keine Treppen nach oben, sondern quais eine schiefe Ebene über die Stockwerke nach oben, so dass auch Wagen hinauf kommen können. Stattdessen besuchen wir die Trinitatis Kirke, in der ein Damenchor probt. Zu Fuß geht es zum Rathaus, zum Rathausplatz und vor das Tivoli. Der Eintritt erscheint uns zu hoch, da wir ohnehin keine Fahrgeschäfte nutzen wollen. Im Espresso House gönnen wir uns zwei American Coffee und einen Heidelbeerkuchen. Danach fahren wir mit der Linie 31 durch die ganze Stadt nach Kastrup zurück.

Wir nutzen die Zeit an Bord um etwas ruhen, gehen dann dann zur Schwimmanlage Lystbadeanstalt.


Später verholen wir uns nochmals ins Zentrum zum Rathausplatz. Wir lassen die Atmosphäre auf uns wirken. Und genießen zusammen einen Original Hot Dog von der Bude.

Segeln nach Großenbrode

Es geht nun wieder per Boot weiter. Unser zunächst anvisiertes Ziel Malmö lassen wir aufgrund der Wettervorhersagen backbords liegen und nehmen Kurs Richtung Süden. Zuvor nutzen wir die Gelegenheit, in dem gefühlt sehr kühlen 18 Grad kalten Ostseewasser eine Runde von der Lystbadeanstalt aus zu schwimmen. Es könnte die letzte Gelegenheit sein, denn ab morgen beginnt der zweite Teil des Wetters: Typisch Ostsee. Starkwind aus West, Regen und deutlich kühler.

Bevor es soweit ist, ist schönes Halbwindsegeln bei Ost 5 angesagt, wir setzen gleich das zweite Reff. Natürlich würde das Reff 1 ausreichen, leider können wir es nicht mehr einstellen, da sich der Knoten der Reffleine an der Reffkausch 1 am Vorliek gelöst hat und im Baum verschwunden ist. Das können wir erst am Rückgabe mit Klaus zusammen wieder instandsetzen. Unser Ziel wird zunächst Rødvig, wo wir auch den folgenden Tag bei Regen abwettern. Trotz ordentlich Wind im Hafen und immer wieder Nieselregen entscheiden wir uns fürs Grillen. Es ist bitterkalt und wir sind froh, dass wir uns danach ins warme Schiff verholen können. Die nächste Etappe führt uns nach Klintholm, auch hier wettern wir den Sturmtag ab und können einige riskante Anlegeversuche beobachten und beim Anlegen anderer eintreffender Yachten helfen. Am Donnerstag entscheiden wir uns für einen winzigen Hafen am Fahrwasser von Grønsund. Es sind zwar ausreichend Liegeplätze in Hårbølle vorhanden, allerdings sind selbst für unsere STUTTGART alle zu schmal. Somit machen wir längsseits am L-Steg fest. Auch hier ergibt sich nochmals die Möglichkeit zu schwimmen. Es sollte das letzte Mal auf diesem Törn sein.

Am Freitag stehen wir früh auf und legen bereits um 06.30 Uhr ab, noch mit Navigationslichtern, da bereits die Tage wieder deutlich kürzer werden und der Sonnenaufgang noch bevorsteht. Es ist eine Distanz von über 60 Seemeilen zurückzulegen. Unser Ziel ist unser Ausgangspunkt, der YCG. Das Segeln bereitet durchgehend Freude, wir haben Wind aus Nord-Nordwest, anfangs mit 8-9 Knoten der bis auf 18 Knoten steigt.

Zur Navigation

Das vor einigen Jahren eingerichtete TSS Fehmarn Belt haben wir gemieden, da wir auch nur beim leichten Eintauchen Meldung machen müssten. Es ist leider so groß dimensioniert, dass wir genau manövrieren müssen, um die Grenze nicht zu überschreiben. Im Osten ist dann das TSS South of Gedser zu meiden. Also queren wir mit einem Kurs von 240 Grad den Kiel-Ostsee-Weg. Dabei können wir einige große Schiffe beobachten.

Kurz vor 17 Uhr sind wir dann fest am Steg auf #37. Auch hier verbringen wir aufgrund der Wettervorhersage den nächsten Tag, es sind wieder stürmische Winde angesagt. Das bekommen wir dann auch mit, als wir den Ostsee Aussichtsturm besteigen wollen; dieser ist wegen heftiger Windböen gesperrt. Hier endet dann auch die zweite Wetterperiode und wir kommen wieder in ruhigeres trockenes Herbstwetter.

Mecklenburger Bucht

Gleich am Montagmorgen kurz vor halb neun laufen wir aus und nehmen meist unter Segeln die 33 Seemeilen nach Wismar bei kühlen sonnigen Wetter. Der Wind fällt achterlich ein, so dass immer wieder die Maschine dazu geschaltet wird. Das bedeutet: Kegel hoch. Dann segeln und wieder runter mit dem Kegel. Dieses Spiel machen wir mehrmals, bis wir gegen 15 Uhr im Westhafen am Steg 2 mit dem Heck zum Schwimmsteg festmachen. Die nächsten eineinhalb Tage besichtigen wir Wismar, das wir beide noch nicht kennen.

Es folgt die Besichtigung der Altstadt Wismar mit dem Wassertor, dann zur Schweinsbrücke. Sicherlich das Highlight war die Besichtigung der St.-Nikolai-Kirche. Dort wurden wir von einer ehrenamtlichen Fremdenführerin „eingefangen“, mit hoch auf das Gewölbe zu kommen. Es ist die zweithöchste backsteingotische Basilika der Welt mit 37 m Höhe, nach der in Lübeck, die als Mutter der Kirche gilt und 38 m Höhe misst.

Wir stiegen mit einer Gruppe von ca. 15 Personen über eine enge Backstein-Wendeltreppe auf ca. 20 m Höhe über das Gewölbe im südlichen Schiff. Wir erfuhren einiges über den Baustil, die Kirche ist immerhin vor über 600 Jahren erbaut worden. Die eingezogenen Eichenstämme stammen aus den einheimischen Wäldern, die heute freilich alle abgeholzt sind. Diese tragen den Dachstuhl und haben somit ein Alter von rund 1.000 Jahren. Die Kirche wurde nie zerstört, Kriege und Brände sparte sie aus.

Nach einer Original Thüringer Bratwurst im Brötchen und einem Eiscafé am Marktplatz geht es weiter zu der zerstörten Kirche St. Marien. Die Grundmauern und die Lage der Säulen wurde im Boden mit Original Steinen bis ca. eine halbe Mannshöhe markiert. Einzig der Turm steht noch, der heute als Ausstellung und Museum genutzt wird. Ein paar Meter weiter besuchen wir die St. Georgen Kirche. Diese wurde in DDR Zeiten nicht restauriert. So kam es, dass diese Kirche viele Jahrzehnte ohne Dach dastand, was zu einer üppigen Vegetation innerhalb führte. Erst nach der Wende wurde das Dach angebracht und eine umfangreiche Sanierung durchgeführt. Noch heute muss der Innenraum trocknen, um ihn wieder nutzen zu können. Allerdings wurde auch eine Aussichtsplattform geschaffen, die mit einem Fahrstuhl erreichbar ist und natürlich von Regina und mir besucht wurde. Toller Blick über Wismar und den Hafen.


Am Dienstag geht es rund 28 Meilen über die Mecklenburger Bucht nach Travemünde, den Fährhafen von Lübeck. Es sind wieder ideale Segelbedingugen, Nord-Nordost 10 bis 13 Knoten. Bei der Einfahrt in den Hafen sehen wir backbord die PASSAT und steuerbords die ALEXANDER VON HUMBOLDT II. Wir machen am Steg 1 des Yachtclubs Fischereihafen fest und wieder gehts los zum Sightseeing.

Kurios

Plötzlich gab es im Rumpf ein immer lauter werdendes Geräusch. Dies konnten wir zunächst nicht zuordnen. Da es aber nochmals auftritt und offensichtlich im Zusammenhang mit den Ein- und Auslaufenden Fähren TTLine, FINLine etc steht, ist es wahrscheinlich schwingungsbedingt. Wir haben es immer dann – unüberhörbar – wahrgenommen, wenn ein großes Motorschiff im Fahrwasser der Trave an uns vorbei fährt.

Nur 16 Seemeilen sind es von hier aus nach Grömitz, in den Yachthafen. Auch hier starten wir mit einem Spaziergang entlang der Promenade Grömitz und auf die Seebrücke. Wir beobachten eine Tauchglocke, die Personen etwa 2 m unter die Wasseroberfläche bringt und das An- und Ablegemanöver der Zweimast-Gaffel-Topsegelschoner J.R. Tolkien. Diese setzt ca. 20 Gäste, am Kopfende der Seebrücke aus. Das Personal, wohl sieben Seeleute arbeiten ausnahmeslos ohne Rettungsweste!

Auschecken und Rückreise

Am nächsten Morgen, es ist bereits Donnerstag, geht es zurück nach Großenbrode. Die drei Wochen sind schon fast vorüber. Es war ein schöner Mix aus Segeln und Sightseeing, den Reisen mit dem Wohnmobil durchaus ähnlich.

Der Freitag ist der Reinigungstag. Aber ich bin krank und kann nichts machen, ausßer liegen und schlafen. Regina muss alles übernehmen, die Decks- und Innenreinigung. Am Samstag ist Übergabe der Yacht an den Nachfolger. Mir geht es wieder besser. Als Klaus kommt, ist bereits alles ins Fahrzeug verstaut, zusammen zelebrieren wir noch ein letztes Frühstück an Bord. Die Reffleine 1 ist in den Großbaum gerutscht, dies wird von Klaus mit meiner Unterstützung repariert. Als Arno und Hans-Jörg eintreffen, verabschieden wir uns.


Wir halten nun doch noch beim Ostsee-Aussichtsturm. Sehr spannend, die 154 Stufen nach oben laufen zu können, toller Blick über Heiligenhafen über Fehmarn bis Großenbrode. Im Innenraum gibt es eine interessante Ausstellung. Danach geht es dann wirklich nach Hause, nicht ohne einen Zwischenstopp im Harz. Da wir doch sehr spät losgefahren sind und der Verkehr insbesondere In Hamburg stockte, haben wir uns für ein schönes Hotel in Hardenberg, dem Freigeist entschieden. Am Sonntag ging es bei schönen Wetter und wenig Verkehr wieder nach Hause.

Eine letzte Impression vor der Heimfahrt. Der Yachthafen des Großenbroder Yachtclubs
STUTTGART in Kopenhagen

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