Vier Skipper und zwei Ausbilder treffen sich am Freitag, den 15.09.2023 vor der SG Stern Stuttgart, um mit dem vereinseigenen Vito gemeinsam zum Skippertraining nach Pula Veruda an der Südspitze Istriens, Kroatien, aufzubrechen. Die Idee ist, bereits den Vorabend gemeinsam zu verbringen, um am Samstag bereits gegen Mittag die recht neue Yacht, eine Bavaria C38 von Pitter Yachting zu übernehmen.

Einleitung

Gegen 16.00 Uhr treffen wir, das sind Regina, Torsten, Wolfgang, Matthias, Ralf und ich in Udine, im Hotel Best Western Continental ein und verholen uns wenig später ins rund zwei Kilometer entfernte “Centro”. Wir ergattern direkt am Marktplatz einen Parkplatz und starten unsere Sightseeingtour, freilich nutzen wir auch die in Italien übliche Happy Hour für eine kühle Erfrischung.

Das Konzept

Es war für alle eine Premiere, das neu entwickelte Skippertraining. Dieses findet in einer normalen Buchungswoche einer Charteryacht statt, es sind folglich sechs Segeltage, nach Abzug des ersten Tages für die Schiffs- und Sicherheitseinweisung und des letzten Tages für den Check out, bleiben vier Tage für das eigentliche Training übrig. Kennzeichen ist, dass für jeden Tag von Montag bis Donnerstag ein Tagesskipper die Aufgaben des Schiffsführers übernimmt. Die Verantwortung des Gesamttörns bleibt natürlich unberührt beim Schiffsführer und Ausbilder. Folgende Aufgaben übernehmen die Tagesskipper

  • Wetterschau – Vorhersage aus mehreren Quellen
  • Routenplanung – abhängig vom Wetter
  • Einweisung der Crew
  • Ablegen bzw. Anker auf
  • Sicherheitseinweisung bei den relevanten Themen auf der Route
  • Navigation während der Fahrt
  • Führung von Logbuch und sonstiger Dokumentation
  • Ausarbeiten einer Notrolle
  • Training Rettungsmanöver
  • Anlegen bzw. Ankern bzw. an Boje anfahren

Wichtig zu erwähnen ist, dass der Tagesskipper die meiste Zeit eher NICHT selbst am Ruder steht! Es geht um Führung von Yacht und Crew und eben darum, den “Helikopterblick” eines Schiffsführers zu schärfen.

Weitere Informationen siehe auf unserer neuen Seite Skippertraining.

Unser Törn

Aufgrund der kurzen Entfernung von rund 200 Kilometern zwischen Udine und Pula konnten wir unsere Yacht, die SY INFINITY am Samstag bereits gegen 13.00 Uhr übernehmen. Während Matthias, Ralf und ich die Yacht mittels Checkliste übernehmen und unseren Seesack stauen, sind Regina Trosten und Wolfgang beim Einkaufen. Nachdem alles verstaut ist, erfolgt dem Anlass angemessen eine ausführliche Schiffs- und Sicherheitseinweisung. Den Abend verbringen wir im Restaurant Volaria direkt im Hafen.

Torsten ist Tagesskippers unseres ersten Segeltages. Freilich starten wir zunächst mit Hafenmanövern. Wenden auf engen Raum, kursgerechtes Aufstoppen und umfangreiche An- und Ablegemanöver werden trainiert. Unser erstes Ziel ist die nur sieben Seemeilen entfernte Bucht von Medolin. Dorthin werden verschiedene andere Manöver, z.B. Rettungsmanöver mit und ohne Motor gefahren, so dass letzlich ein Etmal von 16 sm auf der Logge steht.

Am Montag legt Tagesskipper Wolfgang selbst vor Anker ab. Ziel ist Cres auf Cres. Der Wind ist heute schwach mit fünf Knoten gegen uns, so dass wir uns für eine Fahrt unter Motor entscheiden. Ab und zu geht “versehentlich” die Boje über Bord. Alle unsere Rudergänger reagieren sofort und richtig. In Cres können wir zwischen dem Stadthafen Cres, der keine Waschräume hat und abends auch durchaus sehr laut sein kann und der ACI Marina wählen. Nach je einer Revierkundefahrt entscheiden wir uns für das Ankern zwischen beiden Marinas direkt vor der Kapelle auf 8 m Wassertiefe und 40 m Kette. Mit dem Dinghi gings abends nach Cres zum Dinner in das Fischrestaurant Buffet Regata.

Nachdem Torsten mit dem SUP (Stand-up Paddle) von Cres mit dem Rucksack mit frischen Brötchen und Croissants zurück ist, wird erst mal ordentlich gefrühstückt. Matthias, der Tagesskipper heute, legt ab und wir gingen von einem moderaten Westwind aus. Leider wurde daraus nichts, direkt nach der Ausfahrt aus der Bucht musste wieder der Motor bemüht werden. Von weitem sehen wir bereits ein sehr bedrohlich wirkenden Himmel im Norden, etwa auf der Höhe von Rijeka. Es dauert dann auch nicht lange, dann kam die Gewitterböen mit Starkregen und Böen bis 30 kn auf uns nieder. Nach eineinhalb Stunden war das vorbei und wir konnten sogar noch die letzten Meilen bis zur Einfahrt nach Punat auf Krk Raumwindsegeln. Die Crew hat während der Fahrt die Aufgabe, ihre Notrollen vorzubereiten und uns allen vorzustellen. Folgende Notrollen wurden neben anderen INTENSIV bearbeitet:

  • Mann über Bord INTENSIV, Ralf
  • Wassereinbruch INTENSIV, Torsten
  • Gasanlage INTENSIV, Wolfgang
  • Feuer an Bord, Matthias

Im Hafen hatten wir bei der fast neuen Bavaria C38 erneut das Problem, Energie ins Schiff zu bekommen. Das liegt am Stecker. Offensichtlich handelt es sich nicht mehr um das Originalzubehör. Der Ersatz funktioniert eben nicht optimal. Wir entwickeln eine Reparaturlösung, bekommen das GO von unserem Bootsmann und setzen um. Für den Rest des Törns haben wir kein Problem mehr damit. Am Abend nutzen wir die lokale Wirtschaft für ein Abendessen, diesmal Fleischplatten in der Konoba Sidro.

Besonders interessant wurde es am Mittwoch, nur wussten wir das noch nicht, als Tagesskipper Ralf ablegt. Es bleibt bei moderaten Winden, meist gegenan, so dass der Motor unser ständiger Begleiter ist. Unser Ziel ist die Bojengasse Ilovik. Gegen 13.00 kommt eine Meldung vom Weather Channel, dass mit Böen SE35 bis 40 kn zu rechnen sei. Das wäre das AUS unserer Törnplanung. Alle anderen Wettervorhersagen

  • Meteo.hr
  • DWD Seewetterbericht Adria
  • Windy
  • Windfinder

bestätigen das nicht! Auch zwei Stunden später noch keine Änderung Wir jedoch ändern unsere Routenplanung, statt nach Ilovik nehmen wir Kurs auf Mali Lošinj. Ca. 10 sm weiter. Aber gut geschützt von Süden. Somit Kursänderung am südlichen Ende von Cres auf 240, Segel rauf und Motor aus und direkt auf den Privlaka Kanal zu. Dieser öffnet um 18.00 Uhr und wir nutzen die Pause für einen Kaffee mit Keksen. Um 18.03 Uhr öffnet die Brücke langsam im Zeitlupentempo. Zuerst fahren zwei Yachten aus der Bucht aus, dann sind wir an der Reihe. Es ist gefühlt nur ein Meter je Seite Platz, der Kanal ist ca. 30 m lang.

Durch die Bucht geht es direkt in den Stadthafen. Liegeplatznummern sind Fehlanzeige und die Hafengebühr wird direkt am Steg nur in bar kassiert. Regina bereitet Risotto con pollo vor. Dinner mit eben diesem und grünen Salat. Kleiner Rundgang entlang der Riva. Auf einen Absacker bei Live Musik in das Café Bar Triton lädt uns Ralf ein. Sie spielen bis kurz nach Mitternacht.

Rückfahrt zur Marina Pula Veruda

Am Donnerstag werden wir durch Gewittergrollen und Donnern geweckt. Dann geht eine kurze ordentliche Schauer runter und einige Böen. Und das wars erstmal. Ohne Tagesskipper, dafür im Regen legen wir ab und fahren westlich aus der Bucht am die offene, deutlich ruppige See heraus, der Wind geht hoch bis 16-18 kn aus Süd. Der Regen hört auf. Unser Kurs beträgt rund 300 Grad auf den Leuchtturm an der Südspitze Istriens. Mit Raumwindkurs, leicht gerefften Groß und Vorsegel, geht es mit 6-7 Knoten Richtung Ziel. Wellen bis 2,5 m, See 4. Wir wechseln uns bei diesen hevorragenden Segelbedingungen mit dem Rudergehen ab. So macht Segeln richtig Spaß! Abends sich wir wieder in der Heimatmarina Pula Veruda, an Bord bereitet Regina das Dinner, es gibt Spaghetti mit Tomatensoße und Tuna.

Der letzte Tag ist nochmals Hafenmanövertag. An- und Ablegen, so lange es die Crew wünscht. In der Bucht Uvala Soline ankern wir noch bis kurz vor die Rückgabe der Yacht. Wir sprechen Notrollen durch und nutzen das Mittelmeer noch einmal zum baden und schwimmen.

Das Dinner nehmen wir, man kann fast sagen, traditionell in der Villa Magarete ein. Phantastische Fisch- und Fleischplatten lassen das Skippertraining unvergessen werden. An Bord gibts noch einen kleinen Absacker, am nächsten Morgen müssen wir früh raus, wir wollen bereits um 04.00 Uhr auf der Straße sein und dem zu erwarteten Verkehr vorauseilen.

Wie kann man dieses Skippertraining am besten beschreiben?

Die Crew
Skippertraining in der Kvarner Bucht

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