Auch in diesem Jahr trafen sich die SeglerInnen der SG Stern zur Regatta, diese Mal in Sint Annaland, Zeeland, Niederlande. Somit waren wir in der Oosterschelde, einem Tidengewässer, unterwegs. Insgesamt nahmen 112 SeglerInnen auf 20 Yachten aus sechs Standorten teil. Ausrichter war der Standort Bremen gemeinsam mit dem Vercharterer Enjoy Sailing, wobei letzterer auch die Regattaleitung stellte.

Wir hatten eines der Newcomer-Schiffe. Eine neue und wirklich hervorragende Idee der SG Stern. Um weitere SeglerInnen für unseren Verein und für die Regatta zu interessieren, konnten sich TeilnehmerInnen melden, die noch nie an einer Regatta teilgenommen haben, diese erhielten von Vereinsseite einen Zuschuss zu den Charterkosten. Unerfahrene RegattaseglerInnen sollten auf diese Weise mit erfahrenen Skippern zusammenkommen. So waren dann Fred, Julius, Steffen sowie Ralf mit uns an Bord.

Freitag, 29.09.2023, Ankunft

Am Freitag fuhren wir, Klaus, unser Skipper und ich als Co-Skipperin bereits um 06:20 Uhr los in Richtung Zeeland. Wir wollten die typischen Staus vermeiden, was uns dann auch weitestgehend gelang, sodass wir, trotz einiger Pausen, nach knapp sieben Stunden Fahrzeit in Sint Annaland ankamen.

Wir konnten gleich nach Ankunft unsere Segelyacht, die Oryx, eine Bavaria C38 übernehmen. Bestens gelaunt und voller guter Dinge kamen wir an Bord. Unsere gute Laune verflog relativ schnell, denn unsere schöne und recht neue Yacht stank wie eine Kläranlage, es war kein Aushalten unter Deck. Kein Wunder, denn wie sich herausstellte, war der verstopfte Ablauf des Fäkalientanks der Übeltäter. Die Crew von Enjoy-Sailing kümmerte sich um dieses Problem. Die Yacht wurde am Liegeplatz mit Leinen gekrängt, damit der Durchgang über die Wasseroberfläche kam, dann wurde mit einer flexiblen Spindel das Rohr freigerubbelt und mit viel Wasser sowie auch viel Toilettenreiniger gespült. Selbst die vielen Quallen leuchteten anschließend in dem Blau des Reinigers. Das zweite Problem, die funktionslose Windex, deren Propeller sich nicht drehte, wurde leider nicht gelöst. Bis die restliche Crew gegen 16:00 Uhr eintraf, hatten wir soweit gelüftet, dass es auch unter Deck wieder normal roch. Die Kojen waren schnell verteilt und nach dem Stauen erfolgte die Schiffs- und Sicherheitseinweisung. Um 18:30 Uhr verholten wir uns zum ersten Treffen der TeilnehmerInnen ins SG Stern Zelt. Im Rahmen der Begrüßung wurden die Skipperunterlagen verteilt. Auch jedes Crewmitglied erhielt eine SG Stern Tüte mit Giveaways; in diesem Jahr waren es ein Badetuch und ein Seglermesser, gut und praktisch. Das anschließende Bier on the pier hatten die Skipper selbst aus ihrer Region mitgebracht. Eigentlich auch eine schöne Idee, schade war nur, dass bei weitem nicht alle Skipper mitgemacht haben. Der zugehörige Imbiss war eine Bratwurst mit Brötchen, zwei Krautsalaten, Majo und Ketchup. Nach Gesprächen bis rund 23.00 Uhr war für uns Schlafenszeit.

*) alle Bilder mit diesem Zeichen dürfen wir mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Schulz hier veröffentlichen. Ganz herzlichen Dank dafür

Samstag, 30.09.2023, Trainingstag

Der Samstag war für freies Training vorgesehen. Insbesondere für uns mit der Newcomer-Yacht war das wichtig, weil wir nicht nur keine Revierkenntnisse hatten, sondern auch nicht wussten, was unsere Crew draufhat und wie das Zusammenspiel so klappt. Klaus kam um kurz nach 8:00 Uhr vom Joggen mit Croissants zurück. Wir konnten uns vor dem Skipperbriefing um 8:30 Uhr ist erst mal mit Kaffee versorgen. Die Idee war auch deshalb super, weil der Kaffee beim vorbestellten Frühstück sehr dünn ausgefallen ist. Für mich war er schlicht ungenießbar. Allerdings war auch der Rest eher dürftig. Es gab zwar Rührei, was ich ansonsten sehr schätze, allerdings nicht, wenn es süßlich schmeckt. Schinken und Käse waren von minderer Qualität. Marmelade und Nutella erfreuten sich durchaus großer Beliebtheit, weshalb die Gläser dann auch von Tisch zu Tisch wanderten. Leider verträgt mein Magen morgens nichts Süßes. Zwar war das Frühstück mit 8,00 € an sich nicht teuer, letztlich war es den Preis aber nicht wert.

Um 11:30 Uhr liefen wir aus, auch Gerhard, unser hervorragender Regattafotograf war bereits mit dem Schlauchboot unterwegs, um die Mannschaften fotografisch gekonnt in Szene zu setzen. Wie wir schon zuvor auf der Karte festgestellt hatten, bestand das für unsere Regatta vorgesehene Revier aus Fahrwassern. Direkt an der Hafenausfahrt befindet sich das Fahrwasser Krabbenkreek, in dem wir Segel setzten, um zum Fahrwasser Mastgat, dem Hauptarm der Oosterschelde, zu kommen. Bei Wind mit 2-3 Bft aus Ost war es zunächst ein schönes gemütliches Segeln. Dann erfolgte das Manövertraining. Nach einigen Wenden, Halsen und Manöverkreisen zeigten sich die Stärken der einzelnen Segler sehr deutlich, so dass die Rollen für die Regatta verteilt werden konnten. Die Zeelandbrug in der Oosterschelde hat eine Durchfahrtshöhe zwischen 12 und 14 m, die Höhe nach Gezeit wird am siebten Brückenbogen digital angezeigt. Sie öffnet jeweils um fünf Minuten vor der vollen und der halben Stunde. Wir passierten um 13.30 Uhr und setzten unser Training mit den nun festgelegten Rollen fort. Generell ist festzuhalten, dass ein Manövertraining im Strom mit rund 2 kn bei 4 kn Fahrt schon sehr spannend ist. Ausgehend vom für uns richtigen Kurs betrug der Vorhaltewinkel rund 45 Grad! Gerade unsere Newies mit wenig bis gar keiner Erfahrung im Gezeitengewässer waren durchaus beeindruckt. Um 15:00 Uhr passierten wir die Brücke erneut und fuhren in den Hafen zurück.

Abends waren alle Crews eingetroffen. Im Rahmen der Eröffnung wurden den Skippern die Gelegenheit gegeben, sich, ihre Crew und ihre Ziele für die Regatta vorzustellen. Das war eine schöne Neuerung, die hoffentlich auch in den kommenden Jahren beibehalten wird. Was allerdings doch etwas befremdlich war und gerade unsere Newcomer entsprechend sehr irritierte war die Bemerkung unserer Ausrichter, dass nun auch die SY Breakfree angekommen sei, von der man erwarte, dass dieses als “Rennziege” bezeichnete Boot wohl als erste durchs Ziel laufen würde. Sie wurde auch von einer anderen Charterbasis nach Sint Annaland gesegelt. Wir mussten uns dann der Frage unserer Newcomer stellen, ob denn der Sieger schon feststünde und welche Chancen wir noch hätten.

Für das Dinner war ein Grillwagen mit vielerlei Grillfleisch, Würstchen und Salaten engagiert worden. Das Essen war lecker. Erstaunlich war nur, dass der Wein im Zelt für fünf Euro zu haben war, die identische Menge im Restaurant, noch dazu in richtigen Weingläsern serviert, lediglich vier Euro kostete. Später gab es noch einen kleinen Absacker an Bord.

Sonntag, 01.10.2023, Erster Wettkampftag mit zwei Läufen

Am Sonntag war es endlich so weit. Der erste Regattatag stand an. Unsere Nummer 7 wurde am Bugkorb angebracht und wir machten uns um 8:30 Uhr auf zum Skipperbriefing und dem Frühstück. Der Basisbetreiber Pijoter hat Geburtstag, wir alle sangen ihm ein Geburtstagsständchen. Dann erfolgte die Vorstellung der Regattastrecke im Fahrwasser Mastgat mit einer Länge von 10,5 sm. Diese sollte zweimal unverändert gefahren werden. Die geplanten Startzeiten waren 10:30 Uhr und 13:30 Uhr.

Nach dem Frühstück liefen wir gleich aus. Das Wetter war gut, sonnig, die Temperatur sollte auf 22 Grad steigen. Wichtig für uns war der Wind SW 3-4 Bft. Wir fuhren unter Motor Richtung Startlinie. Wie immer war der Start sehr spannend und wurde über Flaggen, Schallsignale und Funk angekündigt. Klaus stand am Ruder, alle waren auf ihren Plätzen. Knapp zehn Minuten vor Start ließ Klaus das Großsegel setzen und wir lauerten mit allen anderen Teilnehmern an der Startlinie. Die Zeit wurde von mir runtergezählt. Um 10:25 Uhr, 5 Minuten vor Start, der Vereinsstander geht hoch, 10:26 Uhr der Blaue Peter geht hoch, 10:29 der Blaue Peter geht runter, 10:30 Uhr, Vereinsstander geht runter, Schuss und Start. Wir waren als drittes Boot über der Startlinie, dann kam es zum Chaos an der gelben Tonne, Klaus gab trotz Wegerecht Raum, um einen Crash zu vermeiden. Offensichtlich kennen nicht alle Skipper die Ausweichregeln oder wollen sie nicht kennen. Nichtsdestotrotz, Fair Play steht im Vordergrund, auch wenn es ärgerlich ist. Das restliche Rennen lief super. Wir hakten die Tonnen ab und berechneten den wohl schnellsten Kurs von einer zur anderen. Es wurden die Segel nach allen Regeln der Kunst optimiert, Bauch ins Groß, Bauch wieder flacher, je nach Kurs und Wind wurde getrimmt was das Zeug hält. Der Kurs lief kreuz und quer zum Fahrwasser. Damit galt es auch, der Berufsschifffahrt auszuweichen. Um 13:21 Uhr liefen wir als neuntes Boot über die Ziellinie.

Da noch einige Boote auf der Strecke waren, wurde der Start für das zweite Race auf 14:10 Uhr verschoben. Wir hatten noch Zeit uns mit belegten Brötchen und Obst zu stärken bevor es wieder losging. Mit vier weiteren Yachten gingen wir zeitgleich als erster über die Startlinie. Der Wind wurde deutlich schwächer, wir brauchten viele Kreuzschläge bis zur Tonne KT17. Dann kam über Funk die Nachricht der Bahnverkürzung. Unser Zieldurchgang erfolgte 15:31 Uhr. Fred fuhr anschließend die Yacht durch den Krabbenkreek zurück. Nach dem Anlegen gönnten wir uns einen Anleger mit Bier, Cola und Snacks. Es gab wieder Dinner im Zelt, Muschelpfanne, Muscheln nature mit Mayonnaise. Das war nicht jedermanns Sache und wir waren für unseren Anleger dankbar. Um 20:34 Uhr, eigentlich waren die meisten TeilnehmerInnen und vor allem Skipper noch im Zelt, kamen dann die vorläufigen Platzierungen des ersten Tages per WhatsApp, danach belegten wir den Platz 9. Später lud Frank uns, Klaus und mich, noch zu einem Absacker auf seine Yacht ein.

Montag, 02.10.2023, Zweiter Wettkampftag mit Langstrecke

Der Tag begann wieder um 08:30 Uhr mit dem Skipperbriefing und anschließendem Frühstück. Pijoter verspätet sich um 20 Minuten. Da klar ist, dass der Wind nur sehr schwach sein wird, gegen 11:00 Uhr 5 kn aus SW abschwächend auf 3 kn, später kein Wind, gibt Pijoter bekannt, dass eine Bahnverkürzung vorgenommen wird und die Longdistance nur 15 sm beträgt statt der vorgesehenen 35 sm. Leider lässt er unberücksichtigt, dass wir bei ablaufenden Wasser noch mal nach Nord segeln müssen und dann der Strom mit rund 2 kn gegen uns steht. Der Start erfolgte wieder um 10:30 Uhr. Bereits vor der Startlinie kam es zu einer sehr engen Annäherung mit einer anderen Yacht. Beide Schiffe waren bei dem wenigen Wind nicht in der Lage, unter Segeln auszuweichen, so dass sich unter Fendereinsatz manuell vom jeweils anderen Boot abgedrückt werden musste. Schlussendlich schob ein Beauftragter der Regattaleitung uns mit dem Schlauchboot auseinander. Aus diesem Grund kam die Oryx als letztes Schiff über die Startlinie. Wir mussten aufholen. Klaus holte alles aus dem Schiff und der Mannschaft raus. Das Groß erhielt eine größeren Bauch, die Holepunkte wurden optimiert, die Fock, soweit es von Hand ging, ausgebaumt. Langsam aber sicher schoben wir uns an den anderen Schiffen vorbei. Bei der gelben Tonne, dem ersten Wegepunkt, der gerundet werden musste, lagen bereits 12 Schiffe hinter uns.

Nun ging es nach Norden gegen die Strömung. So kam es, dass wir für rund 3 Kabellängen eine halbe Stunde benötigten, um die nächste Tonne, Fahrwassertonne 21, zu runden. Dazu mussten wir alle das Fahrwasser mit der Großschifffahrt queren. Es folgten Nachfragen bei der Regattaleitung über Funk. Wie sollen wir uns verhalten, wenn wir aufgrund des kaum vorhandenen Windes bei Strömung gegenan mitten im Fahrwasser stehen? Da durften wir dann doch kurz den Motor anmachen. Mitten im Feld konnte auch weiter nichts passieren. Hätte sich jemand einen Vorteil rausfahren wollen, wäre das mit absoluter Sicherheit bemerkt worden. Denn wir machten alle keine Fahrt. Die Skipper wurden immer unruhiger. Ein Skipper funkte dann die Wettfahrtleitung an, und fragte nach, ob nicht ein Abbruch angemessen sei. Bis dieser schließlich erfolgte, verging nochmals eine Stunde. Der Schiedsrichter fuhr mit seinem Schlauchboot die Schiffe von Platzierung 1 bis zum Ende ab und nahm diese auf. Dann erfolgte der Abbruch. Wir fuhren direkt zurück in den Hafen und machten die Yacht rückgabefertig.

Abschlussfeier mit Siegerehrung

Im Hafenrestaurant Buutengaets fand die Abschlussfeier mit Siegerehrung statt. Wir saßen alle im Restaurant verteilt, drinnen und draußen, auf der Terrasse, vor dem Eingang und im Hafenbereich. Getränke mussten wir uns selbst holen, das Essen wurde serviert. Das großartig als Fünf-Gänge-Menü angekündigte Abendessen erfüllte dann nicht die Erwartungen. Die ersten beiden Gänge waren durchaus vielversprechend: Kleiner Salat mit Krabben, Lachs, Makrele, dann folgte als warme Vorspeise Seebarsch, Shrimps und Spinat. Die Portionen waren schön angerichtet, auch die Qualität war super. Die Küche hat offensichtlich etwas drauf, und wie es sich für eine Vorspeise gehört, machte sie Lust auf mehr. Die Erwartung an die Hauptspeise war dementsprechend hoch. Zu unserer Überraschung wurde dann eine Tüte Pommes mit Mayo auf die Hand serviert. Es folgte die Hauptspeise, deutlich kleiner als die Vorspeise, drei halbe dünne Scheiben eines wunderbaren rosa gebratenen Rumpsteaks mit einem kleinen Löffel Gemüse. Der Nachtisch war eine Kugel Eis auf die Hand in einer Waffel. Aber wir hatten ja noch Knabbereien an Bord.

Die Siegerehrung passte zum Essen. Beides war überaus sparsam. Es gab keine Leinwand, keine Bilder und keine Platzierungen. Die ersten drei Plätze waren ermittelt und auch der letzte Platz, für den dieses Mal keine rote Laterne, sondern ein sogenannten Pokal der Herzen vergeben wurde. Wie erwartet, ging der Platz 1 an die „Rennziege“ Breakfree nach Sindelfingen. Platz 2 ging an die Enjoy nach Bremen und Platz 3 an die Daljte nach Mannheim. Da die Siegerehrung im Restaurant innen stattfand und wir draußen saßen, haben wir davon nicht ganz so viel mitbekommen. Wir blieben auch nicht mehr allzu lange und verholten uns an Bord, wo wir unseren 9. Platz ausgiebig feierten. Frank sowie ein Teil seiner Crew, Peter und Dirk, kamen noch zum Gegenbesuch und es war dann doch noch ein sehr gelungener Abend. Gegen halb fünf Uhr morgens fiel die erste Böe mit gefühlt 35 bis 40 kn ein, danach hielt der aufbrausende Wind bis zum Morgen an. Klaus setzte noch eine zweite Spring von der Achterklampe auf den Mittelsteg. Julius und ich unterstützen.

Dienstag, 03.10.2023, Abreise

Am Dienstag, unserem Nationalfeiertag, hieß es früh aufstehen und packen. Es gab noch ein gemeinsames Abschlussfrühstück. Die vier Jungs fuhren gegen 09:15 Uhr wie geplant ab. Die Schiffsrückgabe funktionierte genau so einfach wie die Übernahme.

Track der ORYX an allen drei Tagen

Es dauerte dann doch bis zum Samstag, 7. Oktober, bis schlussendlich die endgültigen Ergebnisse kommuniziert wurden. Es zählte doch nur der erste Wettkampftag und wir hatten den achten Platz ersegelt. Insgesamt war es ein eher ungewöhnlicher Deutschlandpokal in einem durchaus interessanten Revier.

Deutschlandpokal Segeln 2023

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Ein Gedanke zu „Deutschlandpokal Segeln 2023

  1. Ein toller Rückblick der auch mir Seiten und Situationen der Veranstaltung aufzeigte die ich so selber nicht mitbekommen habe.
    Es macht Spaß hier zu Lesen und die Gedanken schweifen ab.
    Lieben Gruß aus Bremen vom „Schlauchboot“ Fotografen Gerhard

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