Mit der SY STUTTGART segelten Regina und ich 170 Seemeilen rund Lolland. Es war die zweite Reise auf dem Vereinsschiff des Stuttgarter Segelclubs, nach „rund Fünen“ im letzten Jahr. Aufgrund der Wettersituation entschieden wir uns für diese Route. Auch diesmal hatten wir keinen Regentag, im Gegenteil, Sonne satt und meist ordentlichen Segelwind, zwischen 3 und 4 Bft, zunächst aus West, später aus Ost; also ideal für eine Umrundung einer Insel.
Teil 1 – Übernahme der Yacht und Fahrt nach Vejrø
Die Anreise ist diesmal recht kurz, nämlich von der Marina Klemens Werft in Großenbrode zum Yachtclub Großenbrode. Gegen 10.00 Uhr übernehmen wir die Yacht vom Vorgänger Wolfram und fangen auch gleich mit Stauen an. Es ist uns alles noch so vom Vorjahr vertraut. Da wir uns für einen Törn in Dänemark entschieden haben, kaufen wir alle notwendigen Lebensmittel ein, um ggf. auch ohne Supermarkt auskommen zu können. Es zeigt sich jedoch, dass mindestens Brötchen an jedem Standort frisch zu bekommen sind. Am Abend fahren wir mit dem Wagen nach Heiligenhafen und gönnen uns „la cena italiana al restorante La Mare“.
Am Sonntag um neun geht’s dann los. Mit bis zu 18 Knoten Wind aus West erreichen wir zwischen 5 und 7 Knoten Fahrt auf unserem Nordostkurs. Es ist Raumwindsegeln vom Feinsten. Bereits gegen 15.00 Uhr laufen wir in das betonnte und enge Fahrwasser nach Gedser Marina ein und können nach 36 Seemeilen bei ordentlichem Seitenwind im Hafen festmachen. Eigentlich wollen wir grillen, müssen jedoch feststellen, dass wir den Grillanzünder noch im Wagen haben und der Supermarkt gerade schließt. Also entscheiden wir uns für ein klassisches Essen an Bord.
Am folgenden Tag besorgen wir Brötchen und Grillanzünder! Nach dem Frühstück geht es zunächst unter Segeln weiter Richtung Norden durch den Guldberg Sund, einem teilweise sehr engen und unübersichtlichen Fahrwasser. Das Wasser ist oft nicht mehr als 2,20 m tief, zwar tief genug für die 1,85 m Tiefgang der STUTTGART, aber genaues Navigieren ist gefragt. Kurz vor der ersten Klappbrücke bergen wir die Segel. Nach rund 15 Minuten Wartezeit wird die Brücke geöffnet und wir fahren bis zu der Querung des Autobahntunnels unter Segeln weiter. Danach geht es unter Motor zur zweiten Klappbrücke. Unterwegs haben wir plötzlich keine Kontrolle mehr über die Yacht, hat sich doch die Zentralschraube gelöst und das Ruderrad aus der Passfeder gerutscht. Zunächst stoppen wir, steuern mit dem Autopiloten weiter und können dann das Ruder wieder auf der Welle fixieren. Das Gleiche passiert uns später nochmals südlich Femø. Diesmal wird richtig repariert, das Ruder hält dementsprechend wieder richtig gut und wackelt auch nicht mehr wie zu Beginn unserer Reise. In der Marina treffen wir die Crew der SINDBAD, siehe Bericht, und können nun endlich den Grill starten. Die von uns besuchten Häfen sind alle mit mehreren, meist gut gewarteten und sauberen Grills ausgestattet, so dass neben Kohle und Grillgut nichts weiter mitgebracht werden muss. Das Etmal liegt wieder bei 37 Seemeilen.
Am Dienstag erreichen wir nach bereits sieben Seemeilen unser Ziel, leider komplett unter Maschine, da weder Wind vorhergesagt noch vorhanden ist. Das ist auch der Grund, weshalb wir einen kompletten Tag auf Vejrø verbringen möchten und bewusst Femø als Zwischenziel eingebaut haben.
Teil 2 – Auf der Insel Vejrø
Wir machen bereits kurz nach zehn fest, müssen aber feststellen, dass die Yacht in diesem Hafen besser mit dem Bug zum Steg liegen sollte. Der Höhenunterschied vom Heck zur Pier ist viel zu groß, während die Plattform des Bugkorbs direkt auf der Höhe der Pier zu liegen kommt. Also nochmals ablegen, Leinen umlegen und diesmal mit dem Bug zum Steg heranfahren.
Die Insel ist seit 2006 in Privatbesitz und mit mit 350 DKK ist das die mit Abstand teuerste Marina unseres Törns. Allerdings ist die Sanitäranlage eine der Besten und die Grillkohle bzw. Feuerholz im Preis bereits inbegriffen. Die Insel bietet Natur und Erholung satt, es sind nahezu alle Wildtiere in ihrem natürlichen Umfeld zu sehen, weitere Infos siehe https://vejroe.dk/en/
Wir nutzen diesen Tag zur Entspannung und wandern entlang der Küste und auf dem Rückweg mitten durch die Insel. Bemerkenswert ist die Ruhe, die auf der gesamten Insel herrscht, der Leuchtturm, das Windrad und Felder. Wir können Rehe und unendlich viele Fasane beobachten. Die prämierten Gewächshäuser sind für jedermann offen, so dass wir uns auch dort intensiv umschauen konnten. Das SUP (Stand-up Paddle) kommt endlich auch wieder zum Einsatz, ich paddle entlang der Küste nach Norden. Vom Bord aus gibt es ein wunderbares kühles Bad in der Ostsee. Am Abend verholen wir uns an einen Grill, den wir diesmal mit Brennholz befeuern. Zur Belustigung unserer Nachbarschaft kommt der Mähroboter immer wieder unter unseren Tisch gefahren, bis wir ihm eine andere Richtung geben.
Teil 3 – Rückreise nach Großenbrode
Am Mittwochmorgen besprechen wie die weiteren Stationen unserer Rückfahrt:
- Heute gegen Mittag Auslaufen und Fahrt nach Spodsbjerg / Langeland, ca. 20 sm
- Morgen nach Bagenkop / Langend, ca. 20 sm
- Am Freitag nach Heiligenhafen, ca. 33 sm, wahrscheinlich SE4, also gegenan.
- Am Samstag bis 10.00 Uhr einlaufend in Klemens Werft.
Zum Frühstück besorge ich im einzigen Laden vier Brötchen, ein süßes Teilchen und einen Viertelliter (!) Milch. Das alles kostet 93 DKK, der wohl kleinste, teuerste Einkauf! Das ist ohne Wettbewerb eben möglich.
Der Autor freute sich auch heute auf eine Runde mit dem SUP entlang der Küste Vejrøs. Dort hat sich durch die 7-9 kn Wind aus Ost eine auflandig kommende Welle aufgebaut, die ich nicht mit dem Bord fahren möchte. Also drehe ich eine Runde im Hafen und gehe danach gleich schwimmen.
Gegen viertel vor elf legen wir ab und fahren zunächst unter Motor bis zur Nordtonne nordwestlich von Lolland. Dann geht es unter Segeln mit Wind aus E bis NE 3-4 und rund 4-4,5 kn Vorwindsegeln bis zur Destination. Unterwegs queren wir den (Schifffahrt-) Weg H, kurz nach der Durchfahrt eines Carriers und vor der Passage eines Kriegsschiffes aus Finnland.
Wir kommen so früh an, dass wir uns erstmals bei wärmenden Sonnenschein ein Eis gönnen. Danach geht Regina einkaufen und bestellt Brötchen für Donnerstag. Abends steht zum Dinner mal wieder Grillen, diesmal mit Nürnbergerle, Fackeln, Schweinebauch, Tomatensalat und Paprika.
Morgens hole ich während des Joggens die vorbestellten Brötchen vom Supermarkt ab. Wir legen noch vor 10.00 Uhr ab, segeln schön und locker Amwind mit E2-3 und ca. 4-5 kn entlang der Insel Langeland. Leider ist es sehr dunstig. Am südlichen Ende, am Kap frischt der Wind auf 14-15 kn auf, die Welle ist mit rund 1,5 m auch ordentlich. Kurz vor Bagenkop verschwindet endlich der Dunst und die Sonne scheint und wärmt uns mit herrlichen 21°C Lufttemperatur. Das Anlegen erfolgt wie immer mit dem Heck zum Steg, zum Anleger gibt es mit Kaffee und Kuchen.
Auch diesen Ort erkunden wir, die Idee, ein tolles Fischbuffet im Fischrestaurant Kro zu buchen, stornieren wir wieder, da keine vernünftigen Plätze mehr für den Abend zur Verfügung stehen. Somit entscheiden wir uns wieder für Grillen, diesmal mal wieder im Sonnenuntergang mit Anleger, Nürnberger Würstchen. Das Fleisch lassen wir aus.
Da wir an unserem letzten Segeltag die weiteste Strecke und auch noch gegen den Wind segeln werden, laufen wir bereits kurz nach sieben aus. Die Fahrt wird heute eine Motorbootfahrt oder ein Kreuzkurs. Wir entscheiden uns zunächst für den Kreuzkurs und behalten diesen auch bei. Anderen Yachten können wir deutlich Höhe und Strecke abnehmen. Es war richtig schönes Segelwetter. 20 °C, Sonne, konstanter Wind aus Ost. Den Wendewinkel haben wir mit 100 Grad berechnet, ein für eine Großserienyacht dieses Alters ein hervorragender Wert.
Nach rund acht Stunden erreichen wir um 14.55 Uhr die Osttonne, bergen das Groß und Segeln im Fahrwasser bis zum Industriehafen. Den Rest zum Liegeplatz Steg 8 #32 geht dann unter Motor weiter. Der erste LP #30 war etwas zu schmal, die Yacht blieb beinahe stecken. Somit mussten wir das Manöver wiederholen. Mit frischen Kirschstreusel und Marzinpan-Rosinen-Schnecke vom Bäcker gegenüber bereiten wir uns den Anleger. Danach gibts einen kleinen Rundgang im Städtle, ein Eiscafé im Ina Eiscafé und besorgen Fleisch für das heutige Grillen bei Rewe.
Am Samstagmorgen bringen wir die STUTTGART in den Werfthafen Klemens in Großenbrode. Wir legen bereits gegen acht ab und erleben noch einmal schönes Segeln mit Wind aus Süd mit 3 Bit. Wir segeln unter der Fehmarnsundbrücke hindurch, danach müssen wir etwas Motorenunterstützung durch das Fehmarnsund Fahrwasser fahren, da der Winkel zum Wind mehr voraus als querab einfällt. Regina segelt dann bis zur Südtonne. Wir legen zunächst am Platz #8, der Hafenmeister schickte uns dann aber zu #184, da der gewählte nur bis Sonntag frei ist.
Im Hafen können wir wieder die Crew der Sindbad begrüßen. Nun steht das Ausräumen und die Reinigung an. Auch muss noch unser Fahrzeug von dem YCG zur Klemenswerft verholt werden.
Gegen 13.30 geht es mit dem SUP zur Marina mit dabei ist die SUP Tasche voller leerer Wasserflaschen. Nach rund 1,4 km und 23 Minuten erreiche ich mit Rückenwind das Ziel. Die Welle wurde, je weiter ich zur Destination kam, immer höher und unangenehmer. Doch es hat alles geklappt, auch der Ausstieg auf dem Möwen Ponton, dann wird das. SUP gereinigt und verstaut. Zurück am Boot wird die Yacht wieder in den Zustand gebracht, in dem wir sie vorgefunden haben.
Um 19.30 Uhr treffen wir im Tuckers Restaurant direkt am Hafen ein und gönnen uns einen Fischerschmaus und ein Dorschfilet. Am Sonntag endet die Nacht für uns bereits um 03.20 Uhr. Dann geht es wieder nach Hause. Die Fahrt verläuft vollkommen ohne Stau.
Ich möchte diesen Bericht enden mit einem herzlichen Dankeschön an den Stuttgarter Segelclub, die uns diese tolle Yacht, die SY STUTTGART für eine Woche überlassen hat. Unser Dank gilt insbesondere Hartmut, der immer für uns erreichbar war und mit Rat und Tat zur Seite stand.
Herzlichen Dank!