Die SY Leonis am Steg von Iris Yachtcharter in der Marina Club Nautic Arenal.

Eine Gruppe von neun Seglern traf sich am Samstag, dem 16.04.2022 in der Marina Club Nautic Arenal. Die Organisation erfolgte durch Skipper Klaus, unterstützt von dem Co-Skipper Sören. An Bord waren Jörg, Erich, Max, Monika, Sandra, Franziska und Hannah.

Von Iris Yachtcharter charterten wir die SY Leonis, eine Bavaria 50 mit einem stattlichen Alter von elf Jahren. Das ursprüngliche Ziel, einen zehnwöchigen Kettentörn nach Gibraltar zu fahren, musste aufgrund fehlendes Interesses unserer Mitglieder aufgegeben werden. Stattdessen wählten wir die Balearen als unser Segelrevier.

Wetter

Wetterbestimmend für den gesamten Törn war ein Tief über der iberischen Halbinsel, dass in den ersten Tage der Woche ostwärts zog. Die ersten Tage waren sonnig und mit moderaten Winden stimmungsfördernd.

Ausgangspunkt war ein lokales Tief über der iberischen Halbinsel und ein Hoch über Algerien. Zusammen bilden diese Drucksysteme eine Pumpe, die verstärkend in der Düse der Straße von Gibraltar wirkt. Das Tief über der iberischen Halbinsel hat sich am Mittwoch nach Osten verlagert und beschert über den Balearen nun starke bis stürmische Winde.

Quelle: DWD, Bodendruckkarte vom 18.04.2022

Ab Mitte der Woche passten wir unsere Törnplanung immer wieder an, so dass wir von Dienstag auf Mittwoch eine Nachtfahrt von Ibiza nach Palma durchführten. Damit konnten wir Windstärken drehend von S7 auf W6-7 vermeiden. Den windreichsten Tag wetternten wir in der Marina Port de Mallorca ab.

Die Route

Es war für gesamte Crew klar, dass unbedingt eine Langstrecke gesegelt werden sollte. Sören und ich entschieden uns zunächst für einen Kurs

Arenal – Santa Ponsa – Ibiza – Formenterra – Cabrera – Arenal

Dies ließ sich wetterbedingt so nicht realisieren.

Track von MotionX auf Google vom 17.04. bis 22.04.2022

Die Route verlief nun beginnend in Arenal – Santa Ponsa – Ibiza – (Nachtfahrt) Palma – Cabrera – Arenal

Tag 1 – 17.04.2022 – Schiffs- und Sicherheitseinweisung – Santa Ponsa – 25 sm

Wie immer, bevor ein Törn startet, muss die obligatorische Schiffs- und Sicherheitseinweisung durchgeführt werden. Diese ist je nach Kenntnisstand und Erfahrung der Crew auszurichten. Siehe Hinweise.

Endlich, gegen 12.00 Uhr war es soweit, Leinen los! Bei herrlichen Sonnenschein und Wind mit 2-3 Bft aus südlichen Richtungen konnten wir die ersten Seemeilen und ersten Manöver in der Bahia de Palma segeln. Jörg und Erich, beide bereits im Besitz des Bodenseeschifferpatents A+D brachten ihre Kenntnisse an Bord dieser doch deutlich größeren Yacht als der Scholz 22 am Bodensee gut ein.

Am späten Nachmittag erreichten wir die kleine, mit Hotels und Villen eingerahmten Ankerbucht Santa Ponsa. Der Wind stand ablandig mit 4 Bft aus Ost an. Der Ankergrund ist nicht unbedingt der Beste. Dies mussten auch wir wieder erfahren. Das dritte Manöver auf 5 m WT und 30 m Kette klappte. Sobald der Anker saß, wurde das Dinghy klar gemacht, der Außenborder montiert und die Bucht erkundet. Auch wurde mit und ohne Neopren geschwommen. Eine herrliche klare Nacht rundete den Abend ab.

Nach der Überfahrt wurde das Dinghy nebst 4 PS Außenborder ausgiebig Probe gefahren

Tag 2 – 18.04.2022 – Santa Ponsa nach Ibiza – 63 sm

Sonnenaufgang in der Santa Ponsa

Anker auf um 07.00 Uhr. Zunächst mussten wir noch motoren, da der Wind noch schwächelte. Nach ca. 2 Stunden wurden die Segel gesetzt und bei SE3-4 hatten wir herrliches Halbwindsegeln. So verlief es viele Stunden bis Ibiza. In Ibiza hat uns keiner erwartet. Der Club Nautico Ibiza war noch geschlossen, die Marina Botafoch hatte für so ein kleines Schiff wie unseres keinen Platz. Einzig der Marinero der Marina Port Ibiza konnte uns einen Platz direkt im Zentrum anbieten. Das war sozusagen die Poolposition!

Der Abend und der darauffolgende Tag waren zur persönlichen Verfügung. Sören und Klaus nutzten die Zeit und besuchten den Club Nautico de Ibiza, um nach dem Stand der Bauarbeiten zu sehen. Tatsächlich schien alles fertig, allein, es gab noch kein Personal (Hafenmeister, Marineros, …).

Tag 3 – 19.04.2022 – Hafentag Ibiza – Start zur Nachtfahrt Ibiza nach Palma – 4 sm

Auch der darauffolgende Hafentag war zur persönlichen Verfügung. Sören und Klaus entschieden sich für eine Exkursion zum Castello, in ein Café. Nachmittags trafen sich alle an Bord und es ging in die Nachbarbucht zum Baden und SUPen (SUP Stand Up Paddel).

Den Abschluss in Ibiza bildete der Besuchs des Restaurants La Dispensa in der Altstadtgasse Carrer de la Santa Creu.

Gegen 21.00 Uhr, wir waren wieder alle an Bord, bereiteten wir uns auf die Nachtfahrt vor. Die Wettervorhersage war klar, es war ruhiges Wetter mit Wind aus Südost mit 2-4 Beaufort angesagt. Der Kurs wurde auf den elektronischen Karten abgesteckt, die Leuchtfeuer eingeprägt, die Rettungswesten angelegt. Um 21.30Uhr wurde die Maschine, eine Volvo Penta mit 55 PS, gestartet und die Marina Port Ibiza in der noch mondlosen Nacht verlassen. Alle befanden sich an Deck und genossen die Lichter, des großen Hafenbereichs von Ibiza Stadt. Schon bald war nur noch der Schein der Großstadt im Kielwasser sichtbar und wir passierten Santa Eulalia und bald darauf den großen Steinhaufen, die östlich vorgelagerte unbewohnte Insel Tagomago. Das Lechtfeuer dieser Insel sollte uns noch einige Stunden begleiten, die Kennung ist Fl(2+1) W 30 s mit einer Tragweite von 21 Seemeilen.

Tag 4 – 20.04.2022 – Nachtfahrt nach Palma und Landtag in Palma – 72 sm

Endlich, um 00.25 Uhr ging der Mond auf, der immerhin noch eine Helligkeit von 69% aufwies. Plötzlich war die bedrohliche total dunkle Nacht hell. Dazu bries der Wind auf, so dass die Segel voll gesetzt werden konnten und die Machine gestoppt wurde. Die Augen können sich sehr gut an diese Sichtverhältnisse gewöhnen.
Lange bevor wie es eigenlich sehen hätten können, kam das Leuchtfeuer FL W 7,5s von Dragonera in Sicht. Mit einer Tragweite von 21 Seemeilen hätten wir es bereits 27 Seemeilen davor gar nicht sehen können. Es war jedoch deutlich auszumachen und in der Peilung eindeutig zu zuordnen. Offensichtlich stimmt hier die Tragweite in der Seekarte nicht oder wir hatten zu gute Sichtverhältnisse!
Wie zu erwarten war, kam unser Leuchtfeuer, das von Cap Figuera genau 22 Seemeilen mit der Kennung FL(4) W 20 s in Sicht. Dieses Feuer konnten wir dann die nächsten drei Stunden in die Kimme nehmen, markiert es doch das westliche Kap und somit den Eingang in die Bahia de Palma.
Genau um 08.05, ca. zehneinhalb Stunden nach dem Ablegen in Ibiza und 72 Seemeilen im Kielwasser, liefen wir in den Port de Palma ein. Wir mussten dann noch etwas eine Stunde auf “standby” bleiben und konnten dann auf einem schönen Liegeplatz B28 in der Marina Port de Mallorca festmachen.
Der Tag wurde dann wieder unterschiedlich genutzt. Ein Teil der Crew machte eine Exkursion nach Palma, der Skipper schlüpfte in seine Joggingschuhe und genoss in einer Stunde Lauf die eigene Bewegung an Land.

Tag 5 – 21.04.2022 – Überfahrt in das Naturschutzgebiet Cabrera – 30 sm

Am Morgen unterrichtete der Skipper seine Crew über die Wetterbedingungen und daraus resultierende Möglichkeiten, die nächsten beiden Tage zu gestalten.

  • Variante 1
    Ein Teil der Mannschaft bleibt in Palma, während der andere Teil in der Bucht von Palma bei Starkwindbedingungen Manöver fährt. Treffpunkt ist abends der Heimathafen Arenal. Regenwahrscheinlichkeit in Palma und Arenal ab Nachmittag bei 100%
  • Variante 2
    Gemeinsames Segeln nach Cabrera, nutzen des Starkwinds aus NW, um mit schönen Vorwindsegeln direkt in die Bucht von Cabrera einzusegeln. Regenwahrscheinlichkeit auf dieser Route sehr gering.

Die Crew entschied sich einstimmig für Variante 2, das wurde dann durch den Skipper auch umgesetzt. Ablegen gegen 11.00 Uhr. Zunächst gab es noch schwache Wind NE, dann Windstille. Und plötzlich, in der Nähe des Cap Blanco setzte er ein, der NW6. Nur mit Vorsegel voll ausgefahren erreichten wir immer wieder Geschwindigkeiten über 8 kn. Spannendes, schönes Vorwindsegeln.

Vorwindsegeln bei einem NE6


Die Einfahrt in der Bucht erfolgte noch unter Vorsegel, das in der Bucht gleich geborgen wurde. Wir suchten eine landnahe gelbe Boje und entschieden uns, die Leine von der Badeplattform aus zu legen. Bei 6 Bft in der Bucht ist so die Yacht stabil neben der Boje zu halten. Nachdem die Achterklampe belegt war, wurde eine Leine auf die Vorderklampen geführt und Leine an der Achterklampe gelöst. Nun “klappte” die Yacht um die Boje herum und lag mit dem Bug im Wind. Durch die Sprayhood war der Wind dann auszuhalten. Am Abend maßen wir bis zu 32 kn Wind an der Boje. Gegen Morgen schwächte sich der Wind ab.

Tag 6 – 22.04.2022 – Rückfahrt nach Arenal – 26 sm

Nach dem Frühstück machten wir gegen 09.00 Uhr von der Boje los, setzten beide Segel und segelten wieder aus der Bucht heraus. Nun folgte, ebenfalls wie erwartet, bestes Halbwindsegeln bei SW3. Nach rund fünf Stunden fuhren wir bei mittlerweile SW4 in die Marina Club Nautic Arenal ein und tankten zunächst rund 78 l Diesel für ca. 21 Motorstunden, hatten also einen Verbrauch von 3,7 l Diesel pro Stunde. Nicht schlecht für die Geschwindigkeit und diese Yacht!

Um 14.25 Uhr konnten wir die Yacht unbeschädigt und mit 221 Seemeilen mehr im Kielwasser an den Vercharterer Iris Yachtcharter zurück geben.

Mit einem Spumante löste sich die Crew gegen Abend auf. Sören, Jörg, Monika, Max und Franzi flogen direkt wieder nach Hause, während Erich, Sandra, Hannah und Klaus nach Palma fuhren und in der Tapas Bar Ombu spanische und mallorquinische Köstlichkeiten genossen. Natürlich musste es anschließend noch ein Eis im Riva Reno sein und abschließend ein Absacker in der Gibson Bar.

Zusammenfassung – Gesamte Route – 221 Seemeilen

Palma und die Balearen sind immer eine Reise wert. Die Wetterbedingungen sind im April schon gewöhnungsbedürftig. In diesem Jahr war es ungewöhnlich nass und auch kühl. Die Frühjahrsstürme hatten die Balearen voll im Griff. Somit war dieser Törn mit einer eher unerfahrenen Crew eine gute Herausforderung der Wetternavigation!

Diese Crew hat sich als seefest erwiesen, jeder stand im Laufe der sechs Tage am Ruder und hat die Yacht gesteuert. Insbesondere Jörg und Erich haben alle an Bord anfallenden Arbeiten mit hohem Engagement und großer Freude angenommen und sehr gut ausgeführt.

Ein toller Törn!

Besten Dank an
Jörg – Erich – Max – Sandra – Monika – Franziska – Hannah

Segeln auf den Balearen

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